Heimsuchung beim Heimspiel: Schauspiel-AG des Freiherr-vom-Stein bietet meisterliche Inszenierung von Beziehungsdramen in renovierter Aula

Die Schwierigkeiten der Liebe in Langzeitbeziehungen, kann man das überzeugend darstellen, wenn man selbst gerade der Kindheit entwachsen ist? Man kann! Die Schauspiel-AG des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums brachte zweimal großartiges Kammerspiel an zwei Abenden auf die schuleigene Bühne.

Die Fallstricke der Kommunikation zwischen zweien, die viel voneinander erwarten, darüber aber schon lange nicht mehr sinnvoll sprechen können, war das Thema der Toscana-Therapie. Vor einem mediterranen Ambiente, künstlerisch gestaltet von Marion Heyne, entfaltete sich ein Albtraum von Urlaub, den das Ehepaar Karin und Gerhardt, ausdrucksstark gespielt von Yara Lees und Julius Bernhardt, mehr durchlitt als genoß, wobei man sich als Zuschauer durchaus an den gut vorstellbaren Stressfaktoren delektieren konnte: Lärm und Gestank in der geplanten Urlaubsidylle, unerwünschte Gäste (Spitze in der Rolle des prolligen US-Lebemanns: Philipp Kröber, sowie Marie Fohrer und Teresa Scharnofske als aufdringliches Pärchen, das sich ebenso ungebeten selbst einlädt), sowie der Besuch des benachbarten Toskanaliebhabers Bergmann (überzeugend dargestellt von Kento Hocke) und des kurzfristig hereinschneienden (aber immerhin!) befreundeten Vermieters, lässig-cool interpretiert von Robert Asphal. Nicht weniger genussvoll-unbehaglich ging es bei der Dinner-Party nach einer Vorlage von Neil Simon zu. Was bleibt von der Liebe, nachdem man mindestens einmal voneinander geschieden ist? Warum hatte man sich ausgerechnet in den/die verliebt – und gibt es doch noch eine Chance für die Liebe? Dieser Frage gingen drei „Paare“, gegen ihren Willen zusammengebracht von Alexandra Wedig als exzentrische Gabrielle Buonocelli, bei dem unerwarteten Wiedersehen nach. Während letztere ihren snobistischen Ex-Ehemann (überzeugend besetzt mit Samuel Schumann) für sich zurückgewinnen will, brillierte Linus Brück als ebenso hoffnungs- wie verständnisloser Sonderling, der seiner hypersensiblen und oberaufgekratzen Ex-Ehefrau (toll dargestellt von Calliope Juret-Braun) vor lauter Liebe keine Luft mehr lässt. Anders gelagert sind die Probleme, wenn Erfolg und Neid des Partners (mit leidenschaftlicher Spielfreude dargeboten von Isabell Kißing und Neo Grube) das Zusammensein vergällen.

Trotz teilweise bitterbösen Vorwürfen und vor allem gescheiterter Beziehungen bot der Abend viel Vergnügliches, was nicht nur an den spritzig vorgetragenen, witzigen Dialogen, sondern auch an der großen Hingabe aller Schauspielerinnen und Schauspieler an die Rolle lag. Für das gelungene Gesamtkunstwerk gab es tosenden Abschlussapplaus, der nicht nur der Schauspieltruppe, sondern auch den Mitwirkenden der Bühnenkunst, der Bühnentechnik und den leitenden Lehrerinnen und Lehrern (Kai Wahle und Anna Reich) galt.

Die Rheinische Post schreibt: "Fesselnd-gutes Schultheater in Leverkusen. Endlich wieder Drama in vom-Stein-Aula”.

Schauspiel-AG

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